
Notfunk Deutschland in Genf – Weltweite Weichenstellung für Funkfrequenzen – was die WRC-15 veränderte
29. November 2015Diese Worte fassen zusammen, warum vom 2. bis 27. November 2015 über 3.000 Delegierte aus 162 Staaten in Genf zusammenkamen. Die World Radiocommunication Conference (WRC-15) war keine gewöhnliche Fachkonferenz – sie war ein globales Regelwerkstreffen zur Zuteilung und Absicherung von Funkfrequenzen.
„Frequenzen sind das Rückgrat unserer digitalen Welt – unsichtbar, aber systemkritisch.“
Ihr Ziel: Rahmenbedingungen schaffen für 5G, Satellitenkommunikation, Radarsysteme, BOS-Dienste und den internationalen Notfunk – mit direkten Auswirkungen bis heute.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die WRC?
Die World Radiocommunication Conference (WRC) ist das weltweit höchste Gremium zur Regulierung des elektromagnetischen Spektrums. Veranstalter ist die International Telecommunication Union (ITU), eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen.
Auf der WRC werden die „Radio Regulations“ überarbeitet – ein völkerrechtlich bindendes Regelwerk, das die globale Nutzung von Funkfrequenzen und Orbitpositionen regelt.
Funkdienste wie Mobilfunk, Flugfunk, Wetterradar oder Notfunk sind nur möglich, wenn sie weltweit koordiniert auf klar zugewiesene Frequenzen zugreifen können.
WRC‑15: Daten, Fakten, Teilnehmer
Merkmal | Angabe |
---|---|
Veranstalter | ITU (International Telecommunication Union) |
Ort | CICG Konferenzzentrum, Genf (Schweiz) |
Datum | 2. – 27. November 2015 |
Teilnehmer | >3.000 Delegierte aus 162 Ländern |
Beobachter | Industrieverbände, NGO, IARU, Amateurfunk |
Warum Funkregulierung alle betrifft
Egal ob Smartphone, WLAN, Satellitennavigation oder Rettungsleitstelle: Jeder dieser Dienste nutzt Funkfrequenzen – und alle konkurrieren um begrenzte Bandbreiten.
Die WRC regelt daher:
- Welche Dienste wo senden dürfen
- Wie hoch Sendeleistungen sein dürfen
- Wie Frequenznutzungen zwischen Regionen koordiniert werden
Die WRC‑15 hatte dabei eine besondere Bedeutung: Sie markierte den Übergang ins 5G-Zeitalter und berührte sicherheitsrelevante Frequenzbereiche für Wetterdienste, BOS und Notfunk.
Zentrale Beschlüsse der Konferenz
A) Mobilfunk: 5G vorbereitet
- Freigabe des 700-MHz-Bandes für IMT (International Mobile Telecommunications)
- Identifikation weiterer Bänder: 3,4–3,6 GHz und 24,25–27,5 GHz
- Grundlage für die weltweite Einführung von 5G
➡️ Funknetze der Zukunft brauchen Platz – und genau den hat WRC‑15 geschaffen.
B) Satellitendienste gestärkt
- Neue Frequenzen für LEO-Systeme (z. B. Starlink, OneWeb)
- Harmonisierung von Inter-Satellite Links
- Schutz bestehender Dienste vor Störungen durch terrestrische Netze
Öffentliche Sicherheit & BOS
- Frequenzschutz für Wetterradar, Flugsicherung, GNSS
- Abstimmungen zur künftigen Nutzung durch Drohnen/UAV
- Keine Neuzuteilungen, aber gestärkte Schutzansprüche für kritische Infrastruktur
Amateurfunk & Notfunk
- Weltweite Sekundärzuweisung des 60-m-Bandes (5351,5–5366,5 kHz)
- Beschränkung auf 15 W ERP, sekundärer Dienst – nationale Umsetzung erforderlich
- Wichtig für Krisenkommunikation und Notfunknetze
Auswirkungen auf Mobilfunk, Notfunk & mehr
Mobilfunkanbieter
- WRC‑15 war entscheidend für die globale 5G-Planung
- Frequenzharmonisierung ermöglicht kostengünstige Geräte & Netzwerke
Raumfahrt & Satelliten
- Absicherung von erdnahen Orbitdiensten
- Zunehmende Bedeutung für IoT & weltweite Internetversorgung
BOS-Dienste
- Schutzbänder bleiben erhalten
- Technische Studien zur Störvermeidung initiiert
Funkamateure & Notfunk
- Rechtssicherheit für 60 m in Katastrophenfällen
- Mit Einschränkungen (Sekundärstatus, geringe Leistung)






Kontroversen und Kritik
Die WRC‑15 war nicht frei von Konflikten – besonders zwischen kommerziellen Interessen und gemeinnützigen Nutzungen:
- Mobilfunkindustrie dominierte viele Debatten (z. B. GSMA, Huawei, Qualcomm als Beobachter)
- Amateurfunkverbände kritisierten begrenzten Handlungsspielraum
- Schwellenländer sahen sich bei Frequenzrechten benachteiligt
- UAV-Kommunikation blieb vage – keine klaren Frequenzzuweisungen
„Das Frequenzspektrum ist endlich – und darum so umkämpft.“
Ausblick: Was folgt auf die WRC‑15?
Nach der Konferenz begann die Umsetzung auf nationaler Ebene:
- Deutschland: BNetzA übernahm viele Punkte in den Frequenznutzungsplan (z. B. 60 m ab 2017)
- USA: FCC überarbeitete mehrere Regelwerke für Satelliten und Mobilfunk
- EU: Harmonisierung über CEPT und ECC-Gruppen
Folgekonferenzen:
- WRC‑19: 5G mmWave, IoT, Notfunkregelung
- WRC‑23: Internet of Nano Things (IoNT), Non-Terrestrial Networks (NTN), Air‑to‑Ground-Kommunikation
FAQ
Was ist die WRC-15?
Die World Radiocommunication Conference ist die internationale Konferenz zur Festlegung des weltweiten Funkfrequenzrahmens.
Was wurde auf der WRC‑15 beschlossen?
Neue Frequenzen für Mobilfunk (5G), Satelliten, Wetterradar und Notfunk (u. a. 60 m-Band).
Warum ist das relevant?
Ohne internationale Koordination wären grenzüberschreitende Funkdienste nicht störungsfrei möglich.
Was bedeutet das für Funkamateure?
60 m ist seit WRC‑15 weltweit als Sekundärband anerkannt – mit Einschränkungen.
Wird die WRC regelmäßig abgehalten?
Ja – alle 3–4 Jahre. Nächste Termine: WRC‑23 und WRC‑27.
Wer setzt die Beschlüsse um?
Nationale Regulierungsbehörden – z. B. BNetzA, FCC, Ofcom – auf Grundlage der ITU-Rahmenregelung.