Autarke Stromversorgung

Wenn der Strom weg ist – Autarke Stromversorgung: So bleibt der Notfunk erreichbar

13. Juli 2025 Von plumpe.c

„Im Ahrtal war das Netz tot – aber unser Funkkoffer lief.“
– Ein Notfunker erinnert sich an die Flutnacht 2021

Stellen Sie sich vor, es ist plötzlich still. Kein Licht. Kein Internet. Kein Handysignal. Nur das Brummen eines kleinen Generators und das leise Knacken aus dem Lautsprecher eines Funkgeräts. In genau diesen Momenten zeigt sich, wie wertvoll eine Autarke Stromversorgung ist – nicht nur für Funkamateure, sondern für alle, die Verantwortung übernehmen, wenn der Staat an seine Grenzen kommt.

In diesem Beitrag zeigen wir, wie eine autarke Stromversorgung für Funkstationen, mobile Relaisstellen und Funkkoffer funktioniert – mit praxisnahen Tipps, Beispielen und klaren Empfehlungen.



Warum Stromunabhängigkeit lebenswichtig sein kann

Im Juli 2021 war das Ahrtal von der Außenwelt abgeschnitten. Strom weg, Mobilfunk gestört, Straßen zerstört. Was blieb? Der Funk. Nur Stationen mit eigener Energieversorgung konnten helfen – bei der Koordination von Hilfsgütern, bei der medizinischen Versorgung, bei der Suche nach Vermissten.

Und genau deshalb gilt: Wer Notfunk ernst nimmt, braucht eine zuverlässige, autarke Stromquelle. Denn ohne Strom ist jeder Funk still – und mit ihm die Verbindung zur Welt.


Die drei Säulen der Notstromversorgung

Eine autarke Versorgungslösung sollte immer redundant und flexibel sein. Drei Komponenten bilden die Grundlage:

Akkus – Die stille Reserve

Akkus sind das Herzstück jeder mobilen Funklösung. Sie speichern Energie und versorgen Funkgeräte zuverlässig über Stunden oder Tage.

AkkutypVorteileNachteile
LiFePO₄langlebig, sicher, schnell ladbarteuer, benötigt BMS
AGM/Gelrobust, lageunabhängigschwerer, begrenzte Ladezyklen
Blei-Säuregünstig, einfachwartungsintensiv, empfindlich bei Tiefentladung

Beispiel: Ein 20-Ah-LiFePO₄-Akku betreibt ein 5-W-Funkgerät bei 50 % Sendezeit etwa 15 Stunden – ideal für Funkkoffer-Einsätze.


Stromerzeuger – Das Backup für alle Fälle

Generatoren springen dann ein, wenn die Sonne nicht scheint und der Akku leer ist. Gerade bei längeren Einsätzen oder hoher Leistungsaufnahme sind sie unverzichtbar.

Wichtige Auswahlkriterien:

  • Leistung: Mindestens 20 % über der Maximalbelastung
  • Tankinhalt: Für 6–8 Stunden Dauerbetrieb
  • Geräuschpegel: < 70 dB(A) für bewohntes Umfeld
  • Invertertechnik: Für stabile Spannungsversorgung

Praxistipp: Ein 2000-W-Invertergenerator reicht aus, um Funkstation, LED-Beleuchtung und Ladegeräte gleichzeitig zu betreiben.


Solarstrom – Nachhaltig & unabhängig

Photovoltaik bringt die Energie der Sonne direkt auf den Funkkoffer – lautlos, emissionsfrei und kostenlos.

LeistungTagesertrag (Sommer)Tagesertrag (Winter)
100 Wp500–700 Wh150–300 Wh
300 Wp1500–2100 Wh450–900 Wh

Weitere Vorteile:

  • In Kombination mit MPPT-Reglern bis zu 30 % mehr Leistung
  • Ideal für Dauerbetrieb oder Übungswochenenden
  • Faltbare Module passen in jeden Kofferraum

Kombinationen für den Praxiseinsatz

EinsatzszenarioEmpfohlene Lösung
Funkkoffer mobilLiFePO₄ + faltbares Solarpanel + optional Powerbank
RelaisstationAGM-Akku + 2×100 Wp Solar + Generator
Stationäre ClubstationPV-Anlage + LiFePO₄ + Dieselgenerator
Geländeeinsatz BOSBlei-Gel + Solartasche + leiser Benzingenerator

Erfahrung aus dem Verein: Notfunk Deutschland e.V. setzt in seinen mobilen Funkmodulen auf Solarpanele, LiFePO₄, 230-V-Wandler und redundante Ladeoptionen – sicher und kompakt.


So planst du deine autarke Stromversorgung richtig

Die goldene Regel: Plane von der Last zur Quelle.

Schritt-für-Schritt:

  1. Verbrauch analysieren: Geräteaufnahme in Watt × Nutzungszeit = Energiebedarf in Wh
  2. Nutzungsdauer festlegen: Einsatzdauer × Reserve einplanen
  3. Akkukapazität berechnen: Bedarf + 20 % Sicherheitszuschlag
  4. PV-Leistung auswählen: Abhängig von Region, Jahreszeit, Fläche
  5. Redundanz prüfen: Akku, Generator oder Netzanschluss zusätzlich?

Tipp: Tools wie PV-Rechner, Akkuplaner oder das DARC-Handbuch helfen bei der Dimensionierung. Lieber einmal zu groß als einmal zu kurz gedacht!


Beispiele für eine autarke Stromversorgung aus dem Vereins- und Notfunkalltag

Beispiel 1: Mobile Notfunkstation in NRW

  • Ausstattung:
    • 2× 100 Wp faltbares Panel
    • 30 Ah LiFePO₄
    • 300 W Wechselrichter
    • Invertergenerator mit 1,6 kW
  • Ergebnis: Autarker Betrieb über 3 Tage mit Laptop, Funkgerät, Licht und Ladegeräten – keine Netzanbindung nötig.

Beispiel 2: Relais DB0AIS (Notfunk Deutschland)

  • Besonderheit: Neues Technikmodul auf Basis Solar + Akkupufferung
  • Ziel: Ausfallsicherheit bei Sabotage oder Stromausfall
  • Erweiterung geplant: Windkraftgenerator zur Nachtversorgung

Fazit: Redundanz ist Trumpf für eine autarke Stromversorgung

Autarke Stromversorgung ist keine Kür – sie ist Pflicht für jeden, der im Notfunk Verantwortung übernimmt. Die Kombination aus Akku, Solar und Generator sichert:

  • Unabhängigkeit vom Netz
  • Flexibilität im Einsatz
  • Sicherheit in der Krise

Wer heute richtig plant, steht morgen nicht im Dunkeln. Und kann anderen helfen, wenn es drauf ankommt.


FAQ – Häufige Fragen zur autarken Stromversorgung

Wie groß muss mein Akku für 24 Stunden Funkbetrieb sein?
Beispiel: 5 W Durchschnittsverbrauch × 24 h = 120 Wh → mit 12 V-System: 10 Ah × Sicherheitszuschlag = ca. 15 Ah

Lohnt sich ein Generator für kurze Einsätze?
Wenn hohe Lasten (z. B. PA oder Netzladegeräte) betrieben werden, ja – als Ergänzung zur Solar-/Akkulösung.

Kann ich Solarstrom direkt ins Funkgerät einspeisen?
Nein – ein Laderegler schützt Akku und Verbraucher. Spannung und Strom müssen reguliert werden.

Welche PV-Module für unterwegs?
Faltbare, monokristalline Panels mit 100–150 W sind robust, leicht und effizient.

Was ist ein MPPT-Regler?
Ein intelligenter Laderegler, der den Ertrag von Solarpanels optimiert – ideal für schwankende Lichtverhältnisse.