
DIY-Solarstromversorgung für den Notfunk: Autark bleiben, wenn das Netz ausfällt
15. August 2025„Wenn der Strom ausfällt, dann bricht nicht nur das Licht weg – es bricht die Kommunikation ab.“
Mit diesem Satz warnte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bereits 2020 in einem Bericht über die Risiken langer Stromausfälle.
Stell dir vor: Ein schwerer Sturm zieht durchs Land, die Netze sind überlastet, der Strom fällt aus – und während viele im Dunkeln sitzen, bleibt deine Funkstation betriebsbereit. Genau hier zeigt sich der Wert einer DIY-Solarstromversorgung für den Notfunk. Sie macht dich unabhängig, flexibel und gibt dir das gute Gefühl, auch in Krisenzeiten erreichbar zu bleiben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Warum Solarstromversorgung für den Notfunk?
- 2. Wichtige Komponenten im Überblick
- 3. Dimensionierung: Wie groß muss die Solarstromversorgung sein?
- 4. Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Aufbau
- 5. Praxisbeispiel: Off-Grid Ham Shack
- 6. Sicherheit & Wartung
- 7. Fazit & Handlungsempfehlungen
- 8. FAQ – Häufige Fragen
1. Warum Solarstromversorgung für den Notfunk?
Ein Stromausfall kann jederzeit eintreten – durch Unwetter, technische Störungen oder gezielte Angriffe auf die Infrastruktur. Laut BBK gehört ein mehrtägiger Blackout zu den wahrscheinlichsten Katastrophenszenarien in Deutschland (BBK, 2020).
Solarstrom bietet in diesem Kontext unschlagbare Vorteile:
- Unabhängigkeit vom Netz: Energieversorgung, selbst wenn alles andere stillsteht.
- Nachhaltigkeit: Keine fossilen Brennstoffe, keine Abhängigkeit von Tankstellen.
- Mobilität: Mit tragbaren Panels flexibel einsetzbar.
- Zuverlässigkeit: In Kombination mit Batterien auch nachts einsatzbereit.
Eine Frage, die sich viele stellen: Ist das nicht kompliziert? Die gute Nachricht: Nein. Mit den richtigen Bauteilen ist ein solches System auch für Einsteiger machbar.
2. Wichtige Komponenten im Überblick
Komponente | Funktion | Empfehlung / Quelle |
---|---|---|
Solarmodul | Wandelt Sonnenlicht in elektrische Energie um | Monokristalline Module, effizient bei wenig Platz (Jackery) |
Laderegler (MPPT) | Regelt den Stromfluss, schützt die Batterie | MPPT-Regler, bis zu 30 % effizienter als PWM (Motoma) |
Batterie (LiFePO₄) | Speichert die Energie, versorgt Geräte auch nachts | LiFePO₄, langlebig und sicher (Jackery) |
BMS | Battery Management System, verhindert Überladung und Tiefentladung | Pflicht bei LiFePO₄ |
DC-Verteilung | Sichere Stromabgabe über mehrere Anschlüsse | Mit Sicherungen und Schutzschaltern (oh8stn.org) |
Wechselrichter | Optional: Wandelt DC in AC, falls 230V-Geräte betrieben werden | Reine Sinuswelle für empfindliche Technik |
3. Dimensionierung: Wie groß muss die Solarstromversorgung sein?
Bevor du startest, musst du deinen Energiebedarf kennen. Ohne diese Planung riskierst du, dass dein System im Ernstfall zu klein ausfällt.
Beispielrechnung:
- Handfunkgerät: 5 W
- Mobilfunkgerät: 25 W
- LED-Licht: 10 W
- Laptop: 60 W
Gesamtbedarf: 100 W
Möchtest du das System 6 Stunden nutzen?
100 W × 6 h = 600 Wh
- Batterie: Eine 12 V LiFePO₄ mit 50 Ah liefert ca. 600 Wh.
- Solarpanel: Ein 100 W-Panel erzeugt bei Sonne ca. 400–500 Wh pro Tag. Für Sicherheit sind zwei Panels empfehlenswert.
4. Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Aufbau
Schritt 1: Bedarf planen
- Liste alle Geräte und ihre Wattzahlen auf.
- Plane mindestens 20 % Reserve ein.
Schritt 2: Solarmodule anschließen
- Mobile, faltbare Module für flexible Einsätze wählen.
- Panels so ausrichten, dass sie volle Sonneneinstrahlung erhalten.
Schritt 3: Laderegler einbauen
- MPPT-Regler bevorzugen – effizienter als PWM.
- Korrekte Polung beachten.
Schritt 4: Batterie integrieren
- LiFePO₄-Batterien mit integriertem BMS verwenden.
- Batterie gegen Feuchtigkeit und Hitze schützen.
Schritt 5: DC-Verteilung und Sicherungen
- Jede Leitung mit einer Sicherung absichern.
- Kabelquerschnitt großzügig wählen, um Verluste zu vermeiden.
Schritt 6: Wechselrichter (optional)
- Nur einsetzen, wenn du 230 V-Geräte betreiben musst.
- Für Funkgeräte reicht DC völlig aus.
Schritt 7: Testlauf
- Solarstromversorgung ohne Last prüfen.
- Danach Funkgeräte anschließen und reale Bedingungen simulieren.
Wenn der Strom weg ist – Autarke Stromversorgung: So bleibt der Notfunk erreichbar
5. Praxisbeispiel: Off-Grid Ham Shack
Der Funkamateur OH8STN dokumentiert ein erfolgreiches Projekt:
- Solarmodule: 2 × 100 W
- MPPT-Laderegler
- 20 Ah LiFePO₄-Batterie
- DC-Verteiler mit 8 Ports
- Betrieb der Funkgeräte direkt über DC
Das System zeigte sich robust, auch bei bewölktem Himmel. Ein gutes Beispiel, wie ein DIY-Ansatz praxistauglich umgesetzt werden kann.
6. Sicherheit & Wartung
- Sicherungen: Jede Leitung absichern, um Kurzschlussbrände zu verhindern.
- Belüftung: Akkus nicht in geschlossenen Räumen ohne Luftzirkulation lagern.
- Regelmäßige Kontrolle: Kontakte, Kabel und Ladezyklen überprüfen.
- Backup einplanen: Reserveakkus oder zusätzliche Ladegeräte bereithalten.
7. Fazit & Handlungsempfehlungen
Eine DIY-Solarstromversorgung für den Notfunk ist technisch machbar, bezahlbar und bietet einen enormen Mehrwert in Krisensituationen.
Wichtige Punkte:
- Plane deinen Energiebedarf genau.
- Setze auf Qualität bei Batterie und Laderegler.
- Teste dein System regelmäßig.
Handlungsempfehlung: Starte mit einem kleinen System (100 W-Panel, 50 Ah LiFePO₄-Batterie). Lerne im Alltag damit umzugehen – und erweitere später modular.
8. FAQ – Häufige Fragen
1. Kann ich auch eine Blei-Gel-Batterie nutzen?
Ja, aber sie ist schwerer, weniger effizient und hat eine kürzere Lebensdauer als LiFePO₄.
2. Wie lange hält eine LiFePO₄-Batterie?
Bis zu 10 Jahre oder mehr als 3.000 Ladezyklen – deutlich länger als herkömmliche Akkus.
3. Was mache ich bei schlechtem Wetter?
Das System läuft zunächst über die Batterie. Plane Reserven oder zusätzliche Module ein.
4. Brauche ich einen Wechselrichter?
Nur, wenn du 230 V-Geräte versorgen musst. Für Funkgeräte reicht die direkte DC-Nutzung.
5. Ist der Aufbau auch für Anfänger geeignet?
Ja, mit etwas handwerklichem Geschick und Beachtung der Sicherheit. Bei Unsicherheiten: fachliche Hilfe hinzuziehen.
6. Welche Kosten entstehen?
Für ein Basissystem musst du mit etwa 500–700 € rechnen.
7. Kann ich das System auch im Alltag nutzen?
Ja, etwa beim Camping, im Garten oder als Zusatzstromquelle.